Norwegen ist ein Paradies für Wanderer. Fjorde, die sich tief ins Land schneiden, Gletscher, die in der Sonne glitzern, und Berge, die so steil aus dem Meer ragen, dass du kaum glauben kannst, dass sie echt sind. Wer in Norwegen wandern will, hat die Qual der Wahl – und genau deshalb haben wir diese Liste zusammengestellt.
Von der legendären Trolltunga bis zu versteckten Spots, die selbst viele Norwegen-Fans noch nicht kennen: Das sind die 10 besten Highlights beim Wandern in Norwegen. Manche davon sind mehrtägige Trekkingtouren, andere perfekte Tagesausflüge. Alle haben eines gemeinsam – sie zeigen dir Norwegen in seiner spektakulärsten Form.
1. Trolltunga: Der Klassiker mit dem WOW-Moment
Die Trolltunga (Trollzunge) ist vermutlich Norwegens berühmtester Felsvorsprung – und das aus gutem Grund. Ein horizontaler Felsblock schwebt 700 Meter über dem türkisblauen Ringedalsvatnet-See. Wenn du auf diesem Felsen stehst, ist unter deinen Füßen nur Luft. Das Gefühl ist unbeschreiblich.
Die Trolltunga-Wanderung ist allerdings kein Spaziergang. Etwa 28 Kilometer hin und zurück, mit 900 Höhenmetern Aufstieg. Rechne mit 10-12 Stunden reine Gehzeit – plus Pausen, Fotostopps und Zeit auf der Trolltunga selbst sind 12-14 Stunden realistischer. Viele unterschätzen das. Starte früh (spätestens 7 Uhr), sonst wanderst du im Dunkeln zurück. Der Weg führt dich über Felsplateau, vorbei an Bergseen und durch Schneefelder (auch im Sommer möglich). Die Aussicht? Spektakulär. Der Moment auf der Trolltunga? Unvergesslich.
Beste Zeit: Juni bis September. Im Hochsommer (Juli/August) kann es voll werden – starte früh morgens (6-7 Uhr) oder komm im September, wenn die Massen weg sind.
2. Preikestolen (Pulpit Rock): Fjordblick deluxe
Der Preikestolen ist eine 604 Meter hohe Felskanzel, die senkrecht über dem Lysefjord steht. Von oben blickst du direkt in den Fjord – tiefblaues Wasser, steile Felswände, ein Kreuzfahrtschiff wirkt winzig wie ein Spielzeug.
Die Wanderung gilt als moderat, aber unterschätze sie nicht: 8 Kilometer hin und zurück, 350 Höhenmeter. Plane 4-6 Stunden – die letzten Kilometer zurück ziehen sich, wenn du müde bist. Der Weg ist gut markiert und stellenweise mit Steinstufen ausgebaut. Trotzdem brauchst du gute Wanderschuhe – es gibt steinige Passagen und bei Nässe wird’s rutschig.
Beste Zeit: Mai bis September. Im Hochsommer sehr frequentiert – für Ruhe empfehlen wir frühe Morgenstunden oder späten Nachmittag.
Geheimtipp: Übernachte in der Preikestolen Fjellstue (Berghütte nahe dem Parkplatz) und starte bei Sonnenaufgang. Du hast den Felsen fast für dich allein, und das Licht ist magisch.
3. Besseggen: Der Grat zwischen zwei Seen
Besseggen liegt im Jotunheimen-Nationalpark, dem Herz des norwegischen Bergwanderns. Während die meisten Jotunheimen-Besucher mehrtägige Hüttentouren machen, ist Besseggen die spektakulärste Tageswanderung der Region – eine Gratwanderung zwischen zwei Seen mit komplett unterschiedlichen Farben.
Du läufst auf einem schmalen Bergrücken, links von dir der grüne Gjende-See, rechts der dunkelblaue Bessvatnet. Dieser Farbkontrast – grün-türkis auf der einen Seite, dunkelblau auf der anderen – ist surreal.
Die Tour ist anspruchsvoll: 18 Kilometer, 1.000 Höhenmeter, 6-8 Stunden. Du startest mit der Fähre von Gjendesheim nach Memurubu, wanderst über den Grat und zurück nach Gjendesheim. Der steilste Abschnitt (der eigentliche Grat) ist technisch nicht schwer, aber psychisch fordernd: Steile Felsstufen, ausgesetzte Stellen, bei Wind oder Nässe wird’s unangenehm. Wenn du Höhenangst hast, ist das nicht deine Tour. Jedes Jahr werden Leute vom Grat abgeholt, weil sie nicht weiterkönnen.
Beste Zeit: Juli bis Anfang September. Davor liegt oft noch Schnee auf dem Grat.
Fun Fact: Henrik Ibsen verewigte Besseggen in seinem Drama “Peer Gynt” – der Protagonist reitet über diesen Grat.
4. Romsdalseggen: Panorama ohne Ende
Romsdalseggen ist ein 10 Kilometer langer Bergkamm bei Åndalsnes, der dir 360-Grad-Panorama über Fjorde, Berge und Täler bietet. Diese Wanderung ist weniger bekannt als Preikestolen oder Trolltunga, aber landschaftlich mindestens genauso beeindruckend.
Die Route ist mittelschwer bis schwer: 10 Kilometer, 970 Höhenmeter Aufstieg, 6-8 Stunden. Du startest in Vengedalen, steigst steil auf den Grat und läufst über den Kamm bis runter nach Åndalsnes. Der Grat ist teilweise schmal, aber nicht gefährlich.
Beste Zeit: Juni bis September. Juli und August für beste Bedingungen.
Warum besonders: Kombiniert Fjord- und Berglandschaft in einer Tour. Von oben siehst du den Romsdalsfjord, die Trollveggen (Europas höchste Felswand) und unzählige Gipfel.
5. Kjeragbolten: Der Boulder zwischen den Felswänden
Kjeragbolten ist ein riesiger Felsbrocken, der zwischen zwei Felswänden eingeklemmt ist – 1.000 Meter über dem Lysefjord. Unter dem Stein: nichts als Luft. Viele Wanderer stellen sich auf den Boulder für ein Foto – 1.000 Meter Abgrund unter den Füßen, kein Geländer, kein Netz. Das ist nichts für Menschen mit Höhenangst. Und ehrlich? Du musst dich nicht auf den Stein stellen, um die Tour zu genießen. Der Blick vom Rand ist genauso spektakulär.
Die Wanderung ist anspruchsvoll: 12 Kilometer hin und zurück, 800 Höhenmeter (mit vielen Auf und Abs), 6-8 Stunden. Der Weg führt über drei steile Aufstiege mit Ketten – bei Nässe wird’s rutschig, und die Ketten bieten weniger Halt als du denkst. Manche Passagen sind steil und erfordern Armkraft. Das ist eine Tour für trittsichere Wanderer mit Bergerfahrung.
Beste Zeit: Juni bis September. Nicht bei Regen oder Wind – zu gefährlich.
Für wen: Wanderer mit Erfahrung und ohne Höhenangst. Die Kletterketten sind stellenweise steil.
6. Reinebringen: Lofoten-Panorama par excellence
Die Lofoten sind eine Inselgruppe nördlich des Polarkreises – dramatische Berge, die direkt aus dem Meer ragen, rote Fischerhütten, weiße Sandstrände. Der Reinebringen ist der perfekte Aussichtsberg, um diese Landschaft zu überblicken.
Die Wanderung ist kurz aber knackig: Nur 3 Kilometer hin und zurück, aber 450 Höhenmeter auf 1,5 Kilometern bergauf – das sind im Schnitt 30% Steigung, die definitiv in deinen Oberschenkel spüren wirst. Der neue Treppenweg macht’s einfacher als früher, aber es bleibt ein Workout. 1,5-2 Stunden hoch, 1 Stunde runter.
Beste Zeit: Mai bis September. Im Juni hast du Mitternachtssonne – du kannst um Mitternacht wandern.
Warum besonders: Der Blick auf das Dorf Reine, umgeben von Bergen und Fjorden, ist einer der meistfotografierten Spots Norwegens. Zu Recht.
7. Nigardsbreen: Gletscherwanderung für Einsteiger
Die Lofoten sind eine Inselgruppe nördlich des Polarkreises – dramatische Berge, die direkt aus dem Meer ragen, rote Fischerhütten, weiße Sandstrände. Der Reinebringen ist der perfekte Aussichtsberg, um diese Landschaft zu überblicken.
Die Wanderung ist kurz aber knackig: nur 3 Kilometer hin und zurück, aber 450 Höhenmeter Aufstieg auf 1,5 Kilometern – sprich: sehr steil. Der Weg wurde 2019 mit Holzstufen ausgebaut (früher war es ein Klettersteig). 1,5-2 Stunden hoch, 1 Stunde runter.
Beste Zeit: Mai bis September. Im Juni hast du Mitternachtssonne – du kannst um Mitternacht wandern.
Warum besonders: Der Blick auf das Dorf Reine, umgeben von Bergen und Fjorden, ist einer der meistfotografierten Spots Norwegens. Zu Recht.
8. Jotunheimen: Mehrtägiges Trekking im “Reich der Riesen”
Jotunheimen (“Heim der Riesen”) ist Norwegens bekanntestes Trekkinggebiet – ein Hochgebirge mit über 60 Gipfeln über 2.000 Metern. Hier gibt es unzählige mehrtägige Routen, von Hütte zu Hütte.
Eine klassische Route: Gjendesheim – Glitterheim – Spiterstulen, 3-4 Tage, etwa 40 Kilometer. Du wanderst durch alpine Landschaft, vorbei an Bergseen, über Pässe, mit Blick auf Gletscher. Die Hütten sind komfortabel (für norwegische Verhältnisse), mit warmen Mahlzeiten und Gemeinschaftsatmosphäre.
Beste Zeit: Juli bis Anfang September.
Warum besonders: Jotunheimen ist das Herz des norwegischen Bergwanderns. Wer mehrtägiges Wandern in Norwegen erleben will, kommt hier nicht vorbei.
Unser Top-Tipps: 3 Dinge, die du vor deiner Norwegen-Wanderung wissen solltest
Nach Jahren Erfahrung mit Wandergruppen in Norwegen haben wir gelernt: Die richtige Vorbereitung macht den Unterschied zwischen “das war hart” und “das war die beste Woche meines Lebens.”
- Das Wetter ist unberechenbar – pack danach
Selbst im Hochsommer kann das Wetter auf 1.500 Metern Höhe schnell umschlagen. Was morgens mit Sonnenschein startet, kann mittags in Regen, Nebel oder kaltem Wind enden. Regenjacke, warme Schicht, Mütze und Handschuhe gehören immer in den Rucksack – egal wie schön es am Start aussieht. Lieber dabei haben und nicht brauchen.
- Unterschätze die Zeit nicht
Norwegische Trails sind steinig und uneben. Unsere Faustregel: Rechne mit 3 km/h und 300-350 Höhenmetern pro Stunde – das gilt für fitte Wanderer mit Rucksack. Lieber großzügig planen als im Dunkeln zur Hütte hetzen.
- Investiere in gute Schuhe
Norwegens Trails sind steinig, felsig, oft nass. Wir sehen regelmäßig Leute mit Turnschuhen oder durchgelaufenen Wanderschuhen. Knöchelhohe Wanderschuhe mit griffiger Sohle sind Pflicht – keine Verhandlungssache. Deine Füße werden es dir danken.
Von Tageswanderungen bis Mehrtages-Trekking: Norwegen für jeden Wandertyp
Was alle diese Wanderungen gemeinsam haben? Sie zeigen dir Norwegen in seiner ganzen Vielfalt – von dramatischen Fjorden über alpine Hochgebirge bis zu arktischen Landschaften. Manche davon schaffst du an einem Tag, andere brauchst du eine Woche.
Die Trolltunga-Wanderung bleibt der Klassiker – aber kombiniert mit einer mehrtägigen Tour über die Hardangervidda wird daraus ein echtes Abenteuer. Genau das bietet unser Norway Trail: 5 Tage Hochplateau-Trekking, dann die Trolltunga als krönender Abschluss. So erlebst du zwei komplett unterschiedliche Seiten Norwegens in einer Woche.
Egal ob du ein einzelnes Highlight suchst oder eine längere Trekkingtour planst – Wandern in Norwegen bedeutet immer: spektakuläre Natur, gut markierte Wege, und Momente, die du nie vergessen wirst.
Welches dieser Highlights steht auf deiner Liste? Pack den Rucksack. Norwegen wartet.